2. Nutzung von E-Books

1Wenn in diesem Kapitel über das Arbeiten mit E-Books gesprochen wird, ist naheliegender Weise vor allem der Einsatz im wissenschaftlichen Kontext bzw. im Rahmen von Schule und Lehre die Rede. Wie kann man mit E-Books arbeiten? Wie lassen sich die verschiedenen Formate bearbeiten? Wie kann man Texte organisieren und beschreiben?

2.4.1 Bearbeiten von E-Books

2Der Bearbeitung von E-Books werden durch die Formate und insbesondere die häufig eingesetzten Digital Rights Management-Systeme enge Grenzen gesetzt.

3Ein offenes E-Books im EPUB-Format könnte von jedem Nutzer editiert werden – eine nicht ganz unproblematische Möglichkeit, da die Authentizität eines Werks somit nicht mehr gewährleistet wäre. Es wäre demnach ein Leichtes, einen Text zu verändern und das so veränderte Werk über Tauschplattformen in Umlauf zu bringen. Diese Form der “Bearbeitung” eines E-Books wäre nicht im Sinne des Autors – ausser die Lizenzen erlauben dies, und die Veränderung würde transparent dargestellt. Bei einem PDF ist dies deutlich schwieriger, wobei natürlich auch hier der Text kopiert und dann in neuer Form publiziert werden könnte. Die Möglichkeit, Textpassagen zu kopieren und in einer anderen Software einzufügen, besteht bei praktisch allen Formaten. Gewisse DRM schränken diese Funktion jedoch ein.

4Die Funktionalitäten hängen nicht nur vom Format, sondern auch von der eingesetzten Software ab. Die Kindle-App ermöglicht zum Beispiel heute die Kopierfunktion, die vor einigen Jahren noch unterdrückt wurde.

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Screenshot: Kindle App auf dem iPad mit den Funktionen markieren, kopieren, Notiz schreiben und teilen

2.4.2 Organisation der eigenen “Bibliothek”

5Weiter kann festgehalten werden, dass die E-Books jeweils in der Plattform des Anbieters als “Bibliothek” verwaltet werden – seien es die Kindle E-Books in der Kindle App, die iBooks in Apples Anwendung oder alle übrigen Formate mit Hilfe von Adobe Digital Editions. Wer alle Formate in einem System (z.B. in Calibre) verwalten möchte, muss zunächst die DRM entfernen. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer von E-Books werden aber mit der Tatsache konfrontiert, dass sich ihre Medien an unterschiedlichen Orten befinden und dass sie mit unterschiedlichen Anwendungen gelesen und bearbeitet werden müssen.
Screenshot: “Bibliothek” mit Übersicht über alle Medien von Adobe Digital Editions (v 4.5)

2.4.3 Notizen und Annotationen anbringen

6Mit den meisten Plattformen lassen sich Notizen zu den E-Books anlegen und abspeichern, wobei dies gerade bei den E-Readern oft eine Sackgasse darstellt, da die weitere Verwendung schwierig bis unmöglich ist. Diese Funktion bieten in der Regel die Apps oder die Software, mit denen die E-Books gelesen werden. Die Notizen, Annotationen und Markierungen werden bei den Formaten EPUB und MOBI (Kindle azw) nicht im E-Book selbst angebracht und nicht ins Dokument geschrieben, sondern innerhalb der Anwendung abgespeichert. Bei cloudbasierten Anwendungen wie dem Kindle werden die Notizen synchronisiert und können dann auf einem anderen Gerät weiterverwendet werden. In der aktuellen Kindle-App können zusätzlich zu den Notizen auch Karteikarten zum Lernen angelegt werden. Diese lassen sich später abfragen und zur Prüfungsvorbereitung verwenden.
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Screenshot: Kindle-App auf dem Mac mit Markierung und Notizen.
7Beim Einfügen in die Textverarbeitung wird gleich der Literaturverweis  mitgegeben:

Almost all types of libraries serve as third spaces.

Lankes, R. Expect More: Demanding Better Libraries For Today’s Complex World (Kindle-Position466). Riland Publishing. Kindle-Version.

8Über vergleichbare Funktionen verfügt auch Apples Software iBooks, mit der E-Books im Format EPUB gelesen und annotiert werden können. auch hier gibt es eine Übersicht der Notizen, so dass die entsprechenden Passagen gezielt ausgewählt werden können.
Screenshot: EPUB mit Kommentar, Markierung und Lesezeichen in iBooks
9Die Notizen lassen sich zudem einzeln oder komplett in andere Anwendungen (Notizen, OneNote, Mail etc.) oder an ausgewählte Speicherorte (Dropbox, iCloud etc.) exportieren. Hier ein Beispiel für das “Teilen” einer Notiz aus iBooks, die anschliessend als Notiz beispielsweise in der App OneNote zur Verfügung steht.
Screenshot: Export einer markierten Textstelle aus iBooks
10Auch beim PDF-Format sorgen verschiedene Softwares dafür, dass ein Dokument bearbeitet werden kann. Dabei können verschiedene Inhalte hinzugefügt werden, wie z.B. Notizen oder Markierungen. Diese werden dann (anders als beim EPUB oder MOBI) ins Dokument eingebettet und sind nicht an die jeweilige Software gebunden. So kann ein PDF-Beitrag annotiert, kommentiert und weiter geschickt werden. Dies funktioniert mit den geeigneten Apps auch auf Tablets, wie zum Beispiel mit GoodReader auf dem iPad.
Screenshot: Bearbeitetes PDF-Dokument in GoodReader
11Im Dialog rechts unten sieht man die Auswahl zum Versand des Dokuments mit den Annotationen oder auch nur der Annotationen. Die Anmerkungen können mit einer anderen Anwendung gelesen werden, werden aber vermutlich – abhängig von der Software – anders dargestellt.

2.4.4 Reference Management Systeme

12Für das wissenschaftliche Arbeiten mit E-Books und elektronischen Artikeln aus Zeitschriften sind Reference Management Systeme wichtige und nützliche Instrumente. Ich möchte hier keine Übersicht über gängige Plattformen geben, sondern vor allem den Aspekt beleuchten, wie einzelne Werke in diese Systeme gelangen.[1] Die Wahl der geeigneten Software hängt sehr stark von den individuellen Bedürfnissen und eingesetzten Systemen ab. Die Reference Management Tools übernehmen zum einen die Verwaltung der Dokumente samt ihrer Beschreibung (Metadaten) sowie die Zitierung in Texten.

13Eigentlich wäre es nun sinnvoll, wenn die Metadaten der E-Books (und Artikel aus E-Journals) beim Import in ein Reference Management System automatisch ausgelesen werden könnten. Diese Funktion bieten die verschiedenen Systeme in der Regel. Somit hängt es von den E-Ressourcen ab, ob darin die Metadaten in der gewünschten Form enthalten sind. Dabei muss zunächst die Einschränkung gemacht werden, dass sich diese Systeme in der Regel nur für Werke im Format PDF eignen. EPUB wird nicht unterstützt (dies gilt jedenfalls für Mendeley), weder als Dateiformat noch in Bezug auf die Metadaten. Dies kann als deutlicher Hinweis verstanden werden, dass im akademischen Bereich das PDF nach wie vor das am meisten verwendete Format ist. Somit beschränken sich die folgenden Betrachtungen auf die Nutzung von PDF-Dokumenten in einem Reference Management System.

14Ein PDF-Dokument kann verschiedene Metadaten enthalten, die über die Systeminformation angezeigt werden können. Variante 1 zeigt ein PDF ohne Metadaten in der Dateinformation.

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Screenshot: Datei-Information eines E-Book aus dem Verlag DeGruyter ohne inhaltliche Metadaten in den Dokumenteigenschaften.

15Am abgebildeten Beispiel sieht man, dass die Metadaten unter anderem die Attribute Titel, Verfasser, Thema und Stichwörter enthalten können, hier aber nicht angegeben werden. Entsprechend können die Metadaten beim Import des Files in ein Reference Management System nicht ausgelesen werden. Die Metadaten eines PDF-Dokuments lassen sich mit Hilfe des XMP Panels erweitern. Dabei handelt es sich um eine Plattform der Firma Adobe.

Adobe’s Extensible Metadata Platform (XMP) is a file labeling technology that lets you embed metadata into files themselves during the content creation process. 

16Seit 2012 ist XMP ein ISO-Standard (16684-1), der von verschiedenen Organisationen und Initiativen unterstützt wird. (http://www.adobe.com/products/xmp.html) So gibt es eine Anwendung für Dublin Core oder die PRISM Spezifikation für Zeitschriften, Bücher und andere Publikationen. Die Adobe Produkte InDesign und Photoshop unterstützen XMP bei der Produktion der Dokumente sowie beim Auslesen der Metainformation. Man gelangt in Adobe Acrobat über das Menü Datei – Eigenschaften und dann vom geöffneten Fenster mit der Beschreibung über den Button “Zusätzliche Metadaten” zum XMP-Panel. Hier kann man im Menu links die Rubrik “Erweitert” anwählen, dann wird das unten abgebildete Fenster mit den Metadaten sichtbar.

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Screenshot: XMP-Panel eines PDF-Dokuments aus dem Elsevier-Verlag in Adobe Acrobat Professional
17Dieses Verfahren setzen die Wissenschaftsverlage Elsevier und Nature ein, um standardisierte Metadaten in die PDF-Dokumente zu integrieren. Aus Nutzersicht hat dies den grossen Vorteil, dass die Titel korrekt von einem Reference Management System ausgelesen und mit den entsprechenden Metadaten versehen werden. Im Beispiel unten werden die beiden Standards Dublin Core und PRISM verwendet. Aus Dublin Core stammen unter anderem die Angaben zum Autor (dc:creator), zum Titel (dc:title) – aus dem Prism-Standard die Angaben zum Zeitschriftenheft (ISSN, volume, number, page range etc.). Und in den Dokumenteneigenschaften des PDF werden die Metadaten dann folgendermassen dargestellt:
Screenshot: Dateinformation zu einem PDF mit integrierten Metadaten
18Und schliesslich sorgt diese Integration der Metadaten dafür, dass das Dokument beim Import in ein Reference Mangement System korrekt beschrieben wird. Hier die oben aufgeführte Datei nach dem Import in Mendeley.
Screenshot: PDF-Dokument mit Metadaten in Mendeley
19Leider entsprechen die Metadaten zu den E-Books auch bei Elsevier nicht der Qualität der Zeitschriftenartikel. Hier muss man sich mit Autor und Titel begnügen. Eine konsequente Umsetzung dieser Funktionalität würde die Arbeit mit E-Ressourcen deutlich erleichtern.
Wobei – wie gesagt – die E-Books in anderen Formaten als PDF davon (noch) nicht profitieren würden. Obschon ja gerade das Format EPUB über geeignete Metadatenstrukturen verfügt. Hier liegt das Problem eher beim Format als solches, das von den Reference Management Tools nicht unterstützt wird.

  1. Matti Stöhr widmet dem Thema ein eigenes Blog: https://literaturverwaltung.wordpress.com/author/mattistoehr/

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